Wenn man Aktive im ADFC fragt, so ist beim Radverkehr in Düren alles Mist.
Wenn man Texte von Medienvertretern und der Dürener Oppositionsparteien liest, so ist der Schwerpunkt der Koalitionsarbeit viel zu sehr auf die Mobilitätswende gelegt und das Rad bestimmt zu sehr die Diskussion.
Ja, was denn nun?
Die Wahrheit liegt wie so oft wohl in der Mitte. Die Koalition Zukunft Düren hat sich im Koalitionsvertrag Ende 2022 hohe Ziele gesetzt,- die Umsetzung gelingt aber aus verschiedensten Gründen nur in sehr kleinen Schritten und müsste aus Radler*innen Sicht auf jeden Fall viel schneller und konsequenter erfolgen.
Die Diskrepanz zwischen Zielen aus dem Klimaschutzteilkonzept Mobilität oder dem Koalitionsvertrag und der Wirklichkeit lässt sich zwar oft erklären, ist aber für ehrenamtliche Kommunalpolitiker*innen trotzdem auch sehr, sehr anstrengend und aufreibend.
Einen etwas positiveren Rückblick und Ausblick möchte ich Ihnen/Euch trotzdem schreiben.
In zahlreichen Hintergrundgesprächen und durch zahlreiche Diskussionsbeiträge haben wir uns in den letzten Jahren sehr für eine umweltfreundlichere Abwicklung von Dienstfahrten der städtischen Mitarbeiter*innen engagiert. Die Anschaffung einer E-Auto Flotte mit entsprechender Ladeinfrastruktur und von Dienstfahrrädern sind deshalb sehr zu begrüßen. Das ganze Jahr über beschäftigte uns der teils sehr schlechte Zustand des Ruruferradweges. Einige Verbesserungen wurden inzwischen beschlossen, ein Teil wurde schon umgesetzt, andere müssen aber in den nächsten Jahren noch folgen. Dazu gehört auch der beschlossene Neubau einer Brücke am Lendersdorfer Wehr.
Themen waren auch eine Kampagne zum Abstand halten, der ADFC-Fahrradklima-Test 2022 und die Aktion Stadtradeln.
Die Stadt hat zwei öffentliche Lastenräder eingeführt. Die Lastenfahrräder „Anna“ und „Leopold“ können kostenlos ausgeliehen werden. Es wurden weitere Abstellanlagen geschaffen. Neben festen Anlagen und Bügeln kamen drei mobile „Flundern“ hinzu, die relativ schnell an andere Orte verlagert werden können. Fahrradboxen an Tuchmühle und am Haltepunkt Großes Tal wurden errichtet und werden nach Lösung von einigen Problemen im ersten Halbjahr 2023 endlich in Betrieb gehen.
Wir haben beschlossen, die Kreuzstraße aus Sicherheitsgründen teilweise zur Einbahnstraße zu machen, was in diesem Jahr umgesetzt werden soll. Ebenfalls wird die verlängerte Distelrather Straße (am Gelände der Rurtalbus) dieses Jahr gesperrt und zu einer Verbindung nur noch für den Rad – und Fußverkehr. Im ganzen Gewerbegebiet Großes Tal und in Arnoldsweiler und Derichsweiler wurden nach intensiven Beratungen Schutzstreifen markiert und Querungshilfen gebaut, um Fuß – und Radverkehr sicherer zu machen.
Die Problematik, dass Schutzstreifen kein optimaler Schutz sind, ist uns bewusst, aber oft bleibt im Bestand einfach keine Alternative. Deshalb muss jeder Einzelfall genau abgewogen werden. Tatsache ist aber, dass baulich getrennte Radwege oder geschützte Radfahrstreifen oft nicht oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand (z.B. Baumfällungen) möglich sind.
Auch deshalb ist die Stadt Düren der Städteinitiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ beigetreten und überarbeitet das inzwischen sehr alte Tempo 30 Zonen Konzept. Der Kreisverkehr Europaplatz wurde aus Sicherheitsgründen umgestaltet.
Kein leichtes, aber ein extrem wichtiges Thema ist eine sichere Gestaltung der Aachener Straße. Wir haben Anfang 2023 konkrete Vorschläge unterbreitet, die eine Wegnahme einer Fahrspur stadtauswärts und den Entfall der Parkplätze auf der Nordseite vorsehen. So sollen ordentliche Radfahrstreifen möglich werden und es gäbe keine überbreiten Spuren mehr, die zum Drängeln und der Gefahr geführt haben.
Eine Umgestaltung gab es auch an der Schoellerstraße. Es war in der Koalition klar, dass diese Straße nach Fertigstellung der B56n umgestaltet werden sollte. Wir wollen, dass die Umgehungsstraße genutzt wird und die Schoellerstraße wieder zu einer lebenswerten Stadtstraße wird mit sicheren Radwegen und ausreichend Platz für Fußgänger*innen, weniger Lärm und weniger Abgasen. Da aber kein großer Umbau möglich ist und die Bäume auf jeden Fall erhalten bleiben sollen, gab es die Idee, je eine Umweltspur zu markieren und alternativ dazu den Verwaltungsentwurf, der eine Verlagerung des Parkens auf die Fahrbahn vorsah. Beides wäre besser als bisher. Am Ende setzte sich der Verwaltungsvorschlag durch. Die Fahrzeuge stehen bereits auf der Straße, so dass es mehr Platz in der Nebenanlage gibt. Die Sanierung des Radweges muss noch erfolgen.
Was man bei alldem wissen muss: Infrastrukturmaßnahmen der Verkehrswende werden von der Opposition aus CDU, FDP und AFD regelmäßig abgelehnt.
Im Jahr 2022 wurde auch die Arbeit am schulischen Mobilitätsmanagement gemäß Klimaschutzteilkonzept verstärkt. Erste Schulen erhalten derzeit die ersten baulichen Maßnahmen wie Fußgängerüberwege etc.! Diese Arbeit wird fortgeführt und u.a. werden die Fahrradständer an den Schulen verstärkt in den Blick genommen. Im November haben wir den Antrag gestellt, dass Gehwegparken in Düren neu zu sortieren. An vielen Stellen führt das angeordnete Parken zu unzumutbaren Engpässen für Fußgänger*innen. Mit Rollstuhl oder Rollator oder Kinderwagen ist oft kein Durchkommen, erst recht nicht zu zweit nebeneinander.
Die Themen Neuverteilung des öffentlichen Raumes zieht sich wie ein roter Faden durch alle verkehrspolitischen Beratungen. Ganz aktuell diskutiert Düren über den Koalitionsantrag, die Sackgasse Weierstraße am Markt autofrei zu machen und den sog. Postbogen (Kölnstraße - an der Post) zu beruhigen.
Wir hoffen, dass in 2023 diese beiden Projekte, die Umgestaltung der Aachener Straße und (nach Kanalbau) die geschützten Radfahrstreifen an der Veldener Straße fertig werden. Beim Radvorrangroutenkonzept wollen wir für die erste Route Richtung Lendersdorf die Detailplanung beschließen und die Arbeiten vergeben.
Von Georg Schmitz (Grüne), Vorsitzender Ausschuss für Mobilität, Umwelt, Klimaschutz der Stadt Düren, Gründungsmitglied der Initiative ProRad und regionale Ansprechperson des Verkehrsclubs Deutschland (VCD Aachen-Düren) Kontakt: georgschmitz@gmx.de