Studenten hatten für Ihre Arbeit im Studium um ein Online Gespräch gebeten. Es ging um Konflikte im Zusammenhang mit dem Wald und dem Klimawandel. Man wollte unterschiedlichste Ansichten sammeln, um diese zu vergleichen. Das gesprochen Wort weicht immer stark von jedem Papier ab, aber in Anlehnung an das Gespräch hier einige Gedanken:
- Welche Rolle/Bedeutung hat der Klimawandel mit Bezug auf das Ökosystem Wald in Ihrem Beruf?
Eins vorab: Anstelle des Berufes sehe ich hier meine politische Arbeit gefragt. Der Klimawandel schadet den Wäldern, das ist selbst für mich als Laien offensichtlich – wie für jeden Menschen, der mit offenen Augen durch die Natur geht. Und da Wald für uns Menschen in vielerlei Hinsicht wichtig ist, kann uns das nicht egal sein.
- Inwiefern beeinflusst der Klimawandel Ihren beruflichen Alltag?
Klar beeinflusst der Klimawandel den politischen Alltag. Wir haben die Aufgabe, jetzt die entscheidenden Schritte einzuleiten, die Erwärmung des Erdklimas zu begrenzen, möglichst auf deutlich unter 2 Grad, wie im Pariser Klimaabkommen vereinbart. Dies Aufgabe müssen wir alle gemeinsam auf allen Ebenen anpacken, also von der internationalen Staatengemeinschaft über Bund und Land bis hin zur Kommune und zu jeder einzelnen Bürgerin bzw. jedem einzelnen Bürger.
- Welche Vorgaben/Verpflichtungen haben Sie in Bezug auf den Klimawandel in Ihrem Beruf?
In der ersten Ratssitzung nach einer Kommunalwahl wird man Verpflichtet. Der Text lautet: „Ich verpflichte mich, dass ich meine Aufgaben nach bestem Wissen und Können wahrnehmen, das Grundgesetz, die Verfassung des Landes und die Gesetze beachten und meine Pflichten zum Wohle der Gemeinde erfüllen werde.“
Als Stadtratsmitglied und Vorsitzender des Ausschusses für Mobilität, Umwelt und Klimaschutz der Stadt Düren sehe ich es nun v.a. als meine Aufgabe, einerseits die nötigen Prozesse mit anzustoßen, diese zu begleiten und in Sitzungen so zu moderieren, dass es möglichst eine breite Zustimmung gibt.
Eine besondere Herausforderung ist es dann auch, nicht nur Mehrheiten zu organisieren, sondern auch der Verwaltung die nötigen Arbeitsvoraussetzungen zu schaffen (z.B. bei den Haushaltsberatungen) und die Umsetzung der Beschlüsse durch die Verwaltung zu kontrollieren. Die tun sich damit nämlich manchmal schwer, wenn sie zuständigen Personen selbst nicht davon überzeugt sind.
- Hat sich aufgrund des Klimawandels im Laufe der letzten Jahre etwas verändert?
Einerseits sind die Folgen jetzt für viele Menschen deutlicher zu spüren und man hat den Eindruck, an dem Thema kommt niemand mehr vorbei. Das zeigt sich auch in den besseren Wahlergebnissen der Grünen. Andererseits ist auch der Gegenwind von Klimawandelleugnern (v.a. bei der AfD) deutlich stärker und schärfer geworden. Der Ton der politischen Auseinandersetzungen hat sich v.a. bei Sozial Media sehr verschärft. Das macht mir manchmal echt Angst, was da abgeht.
- Welche Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald können Sie erkennen? / Welche dieser versuchen Sie zu bekämpfen/dagegen vorzugehen?
- Welche Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald können Sie erkennen? / Welche dieser versuchen Sie zu bekämpfen/dagegen vorzugehen?
Zunächst ist da die Frage, welchen Wald wir in Zukunft haben wollen. Wir sehen, dass Fichten, aber auch andere Bäume, absterben. Wir müssen nun schauen, dass wir den Wald so wachsen lassen und soweit gewünscht pflegen, dass er besser mit Trockenheit klarkommt.
Ich bin ein Freund der Methode der natürlichen Regeneration. Also die Baumsorten wachen lassen, die sich vor Ort von alleine entwickeln.
So handhaben wir es auch im Dürener Stadtwald i.d.R.
Wenn man pflanzt, damit es schneller geht, muss man genau überlegen, welche Bäume da gut hinpassen. Ich wünsche mir mehr wilde Wälder statt der bei uns üblichen Baumplantagen, die vorrangig aus wirtschaftlichen Gründen so gepflanzt wurden.
Ein weiterer Punkt ist, der Kampf um Wasser. Je mehr Wasser zu einem Mangelgut wird, so sehr muss man auch darauf schauen. Vor zwei Jahren hatten wir die Diskussion, dass die Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinien für die Rur diskutiert wurden. Um die ökologische Situation der Rur aufzuwerten, sollte ein Mindestwasserstand garantiert werden. Durch die Talsperren in der Eifel kann man dies auch prinzipiell leisten. In Düren wird jedoch viel Wasser in zwei Mühlenteiche abgeleitet, die von der Industrie genutzt werden. Sofort kam der große Aufschrei der Industrie, man dürfe keine Reduzierung der Wasser mengen im Mühlenteich akzeptieren – auch nicht wenn es wochenlang Hitzeperioden gäbe.
Es gibt also schon heute einen Kampf ums Wasser.
Ähnlich ist es bei der Wasserführung im Burgauer Wald. Die wenigen Bäche führen immer weniger Wasser.
Das führt dazu, dass der Wassergraben an Gut Weyern, einem romantischen alten Gehöft am Waldrand, im Sommer noch mehr als in früheren Sommern trockenfällt.
So kommt die Diskussion auf, welches Wasser wohin fließen soll / darf. Der Kampf um Wasser ist also schon ganz real – nicht irgendwo in Afrika oder Südamerika, sondern hier bei uns in Düren.
- Welche Ansprüche kommen in Ihrem Beruf auf in Bezug auf Maßnahmen gegen den Klimawandel?
Viele Menschen haben uns gewählt in der Erwartung, dass wir unsere Ziele bestmöglich verfolgen. Das Thema Klima ist dabei sicher ein bedeutsames gewesen, um am Ende im letzten September rund 18% zu holen. Diese Menschen erwarten nun sichtbare Maßnahmen.
Der besondere Anspruch ist, alle Menschen mitzunehmen und ihnen bestmöglich zu vermitteln, warum dies oder jenes nun beschlossen wird. Zu Wissen, was aus fachlicher Sicht nötig ist - ist das eine – es den Menschen auch zu erklären und Unterstützung zu erfahren ist das andere.
- Können Ihrer Meinung nach soziale, ökonomische und ökologische Aspekte in Einklang gebracht werden? Bzw. Welche Konflikte kennen Sie in diesem Bereich?
Die Konflikte ums Wasser habe ich schon aufgezeigt.
Sicher kann es auch einen Konflikt geben zwischen ökologischem Wert und wirtschaftlichem Erfolg der Waldbauen.
Nur ein gesunder Mischwald kann m.E. die Zukunft sein. Dieser ist ökologisch wertvoll, gut für die Besitzer, die auch Erlöse erzielen wollen und gut für die Menschen, die ihn als Erholungsgebiet oder Sportstätte sehen. Wenn nun stattliche Gelder an Waldbauern gezahlt werden, müssen diese eine klare Richtung vorgeben und es sollten nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholt werden.
Es gab mal einen Beitrag bei einer Comedy -Show, da wollte man für den Zutritt zum Wald eine Gebühr verlangen. Viele Menschen haben da mehr oder weniger bereitwillig gezahlt, ehe der Gag aufgeklärt wurde. Eine Zugangsgebühr ist natürlich Blödsinn, aber dies zeigt, was uns allen der Wald bedeutet.
Ich könnte mir deshalb z.B. vorstellen, dass private Waldbesitzer für ökologisch sinnvolles handeln Prämien bekommen, so wie es Landwirte z.B. für Blühstreifen an Feldrändern bekommen.
-Welche Rolle spielen diese einzelnen Bereiche in Ihrer Politik?
Hier könnte ich mich jetzt nur wiederholen, ich denke, das ist in den anderen Fragen schon deutlich geworden. Sie sind alle sehr wichtig.
- Kann der Wald einen Nutzen für ihren Beruf zeigen?
Ich würde jetzt nicht davon sprechen, dass der Wald einen speziellen Nutzen für einen ehrenamtlichen Politiker hat! Ich genieße jede Minute im Wald, um den Kopf fei zu bekommen und genieße die Natur.
Vielleicht kann man das als den Nutzen für mich sehen – so wie bei den meisten Menschen, die in den Wald gehen.